Unsere unsichtbaren Kinder

Von Anne-Christin Ahnert.

Müde. Überraschung. Übelkeit. Vorfreude. Ein Mensch reift heran und die innere Erwartung und körperliche wie äußere Vorbereitung ist meist riesig.

Doch dann endet dieser Prozess einfach und unangekündigt, egal, ob in der 6. Schwangerschaftswoche oder über der 30. Keine Frau will vorher in diese hoffnungsvolle Reise mit dem Gedanken starten, dass es sie auf jeden Fall treffen wird. Doch viele tragen diese Sorge bereits in sich, allein schon durch das meist noch verbreitete gesellschaftliche Tabu, eine Schwangerschaft schon vor der 12. Schwangerschaftswoche zu verkünden. Denn keine kann vorher zu 100 % wissen, wie die Schwangerschaft endet. Etwa jede 6. Schwangerschaft endet in einer Fehlgeburt.

 

Das Tabu zu brechen bedeutet Hilfe

Ob eine Familie betroffen ist, das weiß man als Außenstehender dementsprechend vermutlich häufig gar nicht. Eine Frau in so einer Situation aus Neugier oder aufgrund ihrer körperlichen Verfassung zu fragen, ob sie schwanger ist, kann deshalb umso schmerzhafter sein. Auch wenn der Schmerz bei vielen Paaren lange anhält, geht das Leben oft ganz normal weiter. Denn oft muss die Frau im Alltag einfach weiter funktionieren, sich um ihre Arbeit oder schon vorhandene Kinder kümmern. Glücklich ist da, wer Unterstützung hat und der Trauer, die oft vor anderen verborgen bleibt, Raum geben kann und darf. Es sich selbst erlaubt. Ein Umfeld hat, das die Trauer nicht weg- oder kleinredet. Ist Fehlgeburt noch ein Tabu? Wenn ja, dann eines, das unsere Aufmerksamkeit dringend benötigt. Wenn Frauen schon im Allgemeinen nicht super aufgeklärt und informiert über ihre Rechte und Fähigkeiten in gesunde Geburten gehen, so kann mehr Offenheit beim Thema Fehlgeburt doch auch nur dazu führen, dass Familien nicht allein gelassen und von Trauer überrollt werden. Wir als Christinnen haben umso mehr auch die Aufgabe, dieses Thema mit Weisheit zu behandeln, uns von Angst vor Fehlgeburt nicht bestimmen zu lassen und unser und das Leben unserer Kinder letztlich in Gottes Obhut zu geben.

 

Das Sternenpäckchen – wie es begann

Als ich das Projekt Sternenpäckchen 2020 gegründet habe, war ich selbst noch keine Mutter. Mir lag das Thema vor allem deshalb auf dem Herzen, weil ich für noch ungeborenes Leben schon lange etwas übrig hatte, ich von den Kindern meiner Freunde fasziniert war und weil ich bei dem Thema merkte, wie wichtig es ist, dass Menschen, die von etwas betroffen sind, Advokaten haben, die von außen oder mit zeitlichem Abstand Hilfe anbieten. Dass man sich in einer Verlustsituation nicht am eigenen Schopf aus dem Schlamm ziehen muss und auch die stärksten Personen die Erinnerung gebrauchen können, dass Gott für sie ist.

Als ich selbst Mutter wurde, merkte ich, dass offene Ohren und helfende Hände Gold wert sind, egal, ob man schwanger ist, ein geliebtes Kind in den Händen oder im Herzen hält. Die Gefühle und Herausforderungen, die mit diesem neuen Familienmitglied auf eine Familie zukommen, haben die Kraft vieles zu verändern. Besonders dann, wenn ein Kind und damit der Anfang eines Traums, einer ausgemalten gemeinsamen Zukunft, einer neuen Lebensaufgabe, einfach nicht mehr da ist. Eine Freundin erzählte mir damals öfter davon, wie sie ihre Fehlgeburt erlebt hatte und wie sie anschließend mit sich und Gott gekämpft hatte. In mir wuchs der Wunsch danach, Familien in dieser Lage einen Ankerpunkt zu bieten, an dem sie sich mit diesem Verlust ehrlich auseinandersetzen können, wo sie echten Trost Gottes zugesprochen bekommen und mit ihren Sinnen schöne Erinnerungen an die Hand bekommen.

 

Erfahrungsaustausch, Trost und kreative Ideen

Gemeinsam mit Nina Strehl, selbst Sternenzwillingsmama, die die initiale Idee hatte, ein Wochenbettpaket für Sternenmamas zu initiieren, sponn ich an der Idee eines Päckchens für Familien, das auch Jahre nach dem Verlust bestellt und verschenkt werden könnte. Da ich einige kreative Frauen persönlich und online kennenlernen durfte, bildete sich bald ein Team an lieben Mamas, die mit mir ihre knappe Zeit in das Projekt investierten, Armbänder bastelten, Engel filzten, an einem Trauerjournal arbeiteten oder eigene Designs beitrugen. Andere wiederum halfen mir dabei, auch online eine Präsenz auf Instagram und später unserer eigenen Website www.sternenpaeckchen.de aufzubauen, über die Sterneneltern Impulse zum Thema bekommen, ihre Perspektive teilen und sich mit anderen Sterneneltern vernetzen können. Inzwischen haben wir schon viele bewegende Erfahrungsberichte geteilt und das Thema Sternenkinder aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Durch Feedback und Veränderungen im Team hat sich inzwischen auch ein festes Konzept für die zwei verfügbaren Sternenpäckchen entwickelt. Das Sternenpäckchen Light ist eher eine kleine Aufmerksamkeit und das Sternenpäckchen Premium lädt zu intensiverer Auseinandersetzung mit der Trauer ein.

Ein tragendes Element ist dabei das interaktive Trauerjournal von Nina Strehl, die damit in Zusammenarbeit mit vielen anderen Autorinnen ein hilfreiches Heft in vielerlei Hinsicht erstellt hat. Teil der Sternenpäckchen ist auch das Sternenband, das man sich mit unserem Gutscheincode kostenlos bei der gleichnamigen Website personalisiert auf die eigenen Sternenkinder bestellen kann. Dieses Erkennungszeichen für Sterneneltern haben wir inzwischen gewählt, weil sich Eltern ihr Armband so an die Schwangerschaftswoche und Anzahl der Kinder anpassen und mit anderen Sterneneltern in ihrem Umfeld in Kontakt kommen können. Die weiteren Beiträge der Päckchen sind vor allem dafür gedacht, dass die Kinder einen sichtbaren Platz im Zuhause ihrer Familie finden – und in Form der Talk-Karten auch in den Gesprächen. Eine schön gestaltete Erinnerungskarte kann neben die Familienfotos und ein Ultraschallbild des Sternenkindes gehangen werden. Und der Papa kann seinen Sternenpapa-Bleistift mit zur Arbeit nehmen, um auch als Mann dieses Thema nicht wegzuschieben, sondern seinem Kind rechtmäßig in seinem Herzen Raum zu geben.

 

Unser Gebetsangebot und wie Außenstehende sonst noch helfen können

Social Media wird immer mehr zu einem großen Rauschen, wenn wir dabei nicht auch den persönlichen Bezug aufrechterhalten. Gott hat uns dafür eine Sternenmama geschickt, die ihr Kind selbst recht spät verloren hat. Sie wird in Zukunft persönliche Anfragen zur Seelsorge und Gebet für Sterneneltern und Angehörige beantworten.

Gebet ist das, was eigentlich jeder den Betroffenen in seinem Umfeld schenken kann. Außerdem ist eine Erinnerungskerze, ein Buch wie „So getragen bist du“ von Anne Löwen, ein selbst gekochtes Essen, ein Kuchen zum Jahrestag oder eines unserer Sternenpäckchen eine tolle Anteilnahme, bei der die Familien wissen, dass sie gesehen und geliebt werden. Und dass jemand ihre Lage ernst nimmt, sowohl die äußere, als auch die innere.

Wenn ich mal wieder nachmittags an meinem kleinen Schreibtisch sitze, während mein Mann unser Kind betreut, damit ich ein kleines Zeitfenster zum Packen einer Sternenpäckchenbestellung habe, denke ich manchmal darüber nach, was unsere Päckchen wohl mit den inzwischen zahlreichen Familien machen. Manchmal wüsste ich gerne, was Gott dadurch tut, ob Tränen fließen, Gespräche ins Rollen kommen. Wie viele Regenbogenbabys, wie ich sie auch in meinem Umfeld schon oft erleben durfte, nach der Fehlgeburt wohl noch geboren werden oder wie Gott die Geschichte der Familien anderweitig zum Guten wendet. Aber das alles weiß ich nicht, außer es schreibt mal jemand eine liebe Mail mit Worten wie diesen, die mich sehr berühren: „Gestern kam dieses im wahrsten Sinne des Wortes, wundervolle Päckchen bei uns an. Ich danke dir von Herzen! (…) Nun bin ich so froh gewesen, gestern mit deinem Päckchen nochmal anders Abschied nehmen zu können.“

 

Anne-Christin Ahnert ist die Gründerin von Sternenpäckchen und unterstützt mit viel Liebe Eltern von Sternenkindern. Du findest das Angebot von ihr auch bei unseren ExpertInnen.

Die Sternenpäckchen Talk-Karten und das Trauerjournal von Nina Strehl, welches auch Teil des Sternenpäkchens ist, kannst du direkt hier bei uns im Shop kaufen:

 

Du hast auch etwas zum Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt oder Elternsein zu sagen? Wir sind immer auf der Suche nach ermutigenden Beiträgen und freuen uns, von dir zu hören!

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