8 Phasen von Trauer

Von R.

8 Phasen, die mich bei meiner Trauer um meine Fehlgeburt unterstützen

Ein kleiner Schreck als ich das helle + sehe. Doch dann überkommt mich Freude. Ein Baby das in meinem Körper heranwachsen will. Freudentränen durchnässen unsere Gesichter. Wir freuen uns dich kennenzulernen, dich in den Armen zu halten und zu riechen. Du wirst unsere Freude sein. Du BIST unsere Freude. Die Krönung unserer Ehe. Gottes größtes Geschenk.

Ein leises Ziehen schleicht durch meinen Unterleib. Das kurze Gefühl von Unbehagen streift meine Gedanken. Ich sage mir selbst, dass ich mir das nur einbilde und lebe meinen Alltag weiter.

Stunden später ein heftiges Gefühl von reißen. Und der Gedanke von Panik. Der Arzt sagt es gibt keinen Herzschlag mehr, ich soll sofort zur Ausschabung. Kein Herzschlag? Ausschabung? Ich höre alles dumpf und nicke nur. Gott, was passiert hier gerade? Ist das die Realität? Meine Realität?

 

1 Phase: Leugnen

Ich entscheide mich zu warten. Aber worauf? Auf ein Wunder? Ein Herzchen das doch schlägt? Auf einen natürlichen Abgang? Eine Ausschabung? Ich bin verwirrt. Ich verstehe nicht – warum ich? Was habe ich falsch gemacht? Es fühlt sich an als wäre ich betäubt. Ich stehe in einem leeren, weißen Raum. Um mich rum: nichts. Schritt für Schritt setze ich einen Fuß vor den anderen, unfähig klar zu denken. Gott bist du da? Wo bist du? Wo bin ich?

 

2 Phase: Wut

Gott, warum tust du mir das an? Ich wollte unser Baby kennenlernen. Warum gibst du mir nicht einmal die Chance dazu? Ist mein Körper fehlerhaft? Bin ich nicht die Krönung deiner Schöpfung? Du hast doch gesagt du liebst mich. Warum schenkst du mir nicht das Leben, sondern lädst den Tod in mein Haus ein? Ich kann nicht fassen, dass mein Baby in meinem Körper verstorben ist. Wurde mein Körper nicht genau dafür erschaffen? Für Geburten? Gott, warum hast du mich verlassen?

 

3 Phase: Schuldgefühle

Ich warte. Tage der Ungewissheit stehen vor der Tür. „Wann ist es endlich soweit?“ stehen Gedanken gegenüber wie „Vielleicht lebt das Baby ja doch?“ Automatisiert lebe ich meinen Alltag. Mein Umfeld schaut mich betrübt an. Ob sie wohl mit mir leiden? Oder meinen Schmerz nicht ernst nehmen? Hätte ich mehr tun können? Habe ich mich nicht genug ausgeruht? Bin ich Schuld? Passen mein Mann und ich genetisch zusammen? Vielleicht hat Gott keine Kinder für uns geplant. Ich konnte das Baby nicht halten. Mein Körper hat versagt. Ich habe versagt.

 

4 Phase: Desorganisation

Ich sehe Blut. Und weiß es ist bald vorbei. Ich bin erleichtert, dass das Baby sich entschieden hat auf natürlichem Wege zu gehen. Zu Gott. Und ich bin unendlich traurig. Das Baby hat sich wirklich entschieden zu gehen. Es gibt kein Wunder. Die Erleichterung weicht der Trauer die mich überschwemmt. Ich habe Angst. Was passiert als nächstes? Ich fühle mich als hätte ich Wehen. Mit jedem Krampf im Unterleib weiß ich, dass der Abschied näher rückt. Dann geht alles sehr schnell. Ich lasse los und darf ein erstes und letztes Mal mein Baby sehen.

 

5 Phase: Feilschen und Verhandeln

Ich liege in meinem Bett. Habe keinen Appetit und will mich in einen tiefen Schlaf weinen. Wie wäre mein Baby wohl gewesen? War es ein Junge? Oder ein Mädchen? Wie hätte es wohl gelacht? Und wann wäre es wohl zur Welt gekommen? Wie hätte es gerochen und wie groß wäre es bei der Geburt gewesen? All diese Fragen plagen mich und ich sehne mir nichts mehr herbei als mein Baby in den Händen zu halten. Konnte Gott nicht Tote zum Leben erwecken? Warum greift er nicht ein? Wo ist mein Wunder?

 

6 Phase: Depression & Angst

Ich falle in ein tiefes Loch. Wenn ich Babys oder Mütter sehe schmerzt mein Herz. Ich mache mir und Gott Vorwürfe. Hätten wir nicht etwas besser machen können? Warum lebt mein Umfeld weiter, als sei nichts gewesen? Wie können sie einfach ihren Alltag weiterleben? Zweifel und Ängste überkommen mich, ob ich wohl in meinem Leben jemals ein Kind empfangen werde. Was ist, wenn das Baby es wieder nicht schafft? Und der Tod stärker ist als das Leben. Könnte ich das nochmals aushalten? Oder zerbreche ich erneut? Ich erinnere mich an den Vers: Der Herr ist denen nahe, die zerbrochenen Herzens sind (Psalm 34, 19)

 

7 Phase: Akzeptanz

Mühsam kämpfe ich mich langsam aus meinem Loch heraus. Sehe ich da ein kleines Licht, am Ende des Tunnels? Der Tunnel ist dunkel. Dieses Licht ist schwach. Und doch schenkt es mir Hoffnung. Hoffnung auf Frieden. Und Akzeptanz des Todes. Denn Tod und Leben gehen Hand in Hand. Ich fühle mich als würde ich einen Schritt vor und zwei Schritte zurück gehen. Doch ich klammere mich an den Gedanken des Friedens, der meinen Verstand übersteigen wird. Gott hat es mir versprochen. Und auch wenn ich manches nicht verstehe, darf ich annehmen, dass alles, das mir geschieht, mir zum Guten dient (Römer 8,18).

 

8 Phase: Heilung

Ich blicke zurück auf wenige Wochen einer Schwangerschaft. Diese Schwangerschaft hat mich erfüllt und mein Baby hat Frieden gebracht. Und ist im Frieden gegangen. In Gottes liebende Arme. An den besten Ort in dieser Welt. Gott war die ganze Zeit bei mir. In meiner Schwachheit und in meinem Kummer. Er hielt meine Hand als mein Baby gegangen ist. In seine Hände. Seine schützenden Hände, haben die Wolkendecke des Kummers beiseite gelegt und Platz gemacht für eines: Seinen Frieden.

 

 

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Gott steht zu seinen Verheißungen