Entmutigende Wunder

Von Rabea.

In meiner ersten Schwangerschaft befasste ich mich 98% der Zeit nicht wirklich mit dem Thema Geburt. Es war immer noch zu weit weg für mich, auch wenn jeden Tag der errechnete Termin näher rückte. Rückblickend ist das wirklich sehr fragwürdig von mir gewesen.

Anstatt mich auf den Start als kleine Familie vorzubereiten, suchte ich nach Kinderkleidung, träumte von einem Pinterest-Kinderzimmer und genoss die viele Aufmerksamkeit meines Mannes, der bei jedem Heißhunger in den nächsten Supermarkt flitzte. All diese Dinge sind natürlich nicht falsch, sie sollten nur nicht der Fokus in der Schwangerschaft sein.

Knapp 8 Tage vor der Geburt meines Kindes schickte mir eine liebe Freundin einen Instagram Kanal: painfreebirth.germany.

Ich wurde beim Namen sehr stutzig. Schmerzfreie Geburt? In Deutschland? Für mich? Unmöglich. Aber dieser Kanal hat mich mit den Beiträgen dermaßen herausgefordert, dass ich kurzerhand die Entscheidung traf: Warum eigentlich nicht? Warum hat Gott sich in meinen Augen Geburt so schmerzhaft und ätzend ausgedacht? Und dieser Kanal sagt auf einmal genau das Gegenteil. Also ließ ich mich mit einem kurzen Gebet auf diese Reise ein.

Ich tauchte ab in die Tiefen der Psyche des Menschen, der Beziehung zu Gott, einem wunderschönen Plan für den Start ins neue Leben und vielen Lügen, die der Teufel streut, um uns den Überfluss und Gottes Plan zu nehmen. Bis zu diesem Tag hatte der Teufel leichtes Spiel mit mir. Ich nahm vermeintliche „Wahrheiten“ an und hinterfragte sie nicht. Meine Unwissenheit schütze mich nicht in dem Moment, denn ich wäre mit diesen Lügen in die Geburt gegangen, hätte nur auf die Schmerzen gewartet und hätte es nicht genießen können, weil ich meine Angst nicht ablegen konnte.

Was mich in diesen 8 intensiven Tagen vor der Geburt wirklich maßgeblich geprägt hat, war das Verständnis, dass der alttestamentliche Fluch („Die Frau wird unter Schmerzen gebären...“) durch den Tod von Jesus gebrochen wurde. Noch heute wird in so vielen Gemeinden dieser Fluch als aktuell angesehen – doch Jesus ist für JEDEN Fluch gestorben. Das bedeutet, dass eine Frau nicht zwangsläufig unter Schmerzen gebären muss. Was für ein Mindset-Change!

Als ich das verinnerlichte, konnte ich mich auf diese ungeplante Reise einlassen. Ich las viele Artikel, studierte Gottes Wort noch intensiver und schrieb Wahrheiten (Affirmationen) herunter, die mich an Gottes Zusagen erinnern sollten.

 

Dann kam die Nacht, in der die Wehen anfingen. Ich habe sie immer bewusst „Wellen“ anstatt Wehen genannt, denn Wehen habe ich viele Jahre als etwas Negatives in meinem Kopf abgespeichert.

Insgesamt dauerte die Geburt 18 Stunden. Rückblickend kamen sie mir aber vor wie lediglich fünf. Die Zeit flog, mein Körper wusste genau, was er zu tun hatte und ich konnte mich auf diese „Wellen“ komplett einlassen. Manchmal hatte ich zwar das Gefühl, unter diesen „Wellen“ zu ertrinken, doch ich rief mir immer wieder Gottes Zusagen in mein Gedächtnis. Tatsächlich durfte ich eine nahezu schmerzfreie, jedoch sehr intensive Geburt zu Hause erleben. Wobei das Wort intensiv überhaupt nicht negativ gemeint ist! Unser Baby wurde im Frieden geboren, während wir Worship-Lieder laufen hatten. Es war viel besser, als ich es mir je erträumt hatte. Was für ein Geschenk!

Wir waren auf Wolke 7, durchströmt mit Oxytocin und den vielen Emotionen, wenn man das erste Mal sein Kind auf die Brust gelegt bekommt. Es war wirklich göttlich.

 

Diese Erfahrung prägte meine komplette Identität. Ich wünsche mir solch eine Erfahrung für jede Frau. Denn genau das ist es, was Gott sich für uns Frauen ausgedacht hat.

Also fing ich an, meine Geschichte zu erzählen. Ich illustrierte Geburtsbilder und schrieb ermutigende und aufklärende Texte. Diese verschenkte ich an jede schwangere Frau in der Hoffnung, dass sie sich auch auf diese wunderbare Reise machen würde.

Ich war voller Tatendrang. Ich schrieb Artikel und Instagram Beiträge. Ich ermutigte Frauen und klärte auf, so gut ich konnte. Ich saß nächtelang wach und las Artikel über Geburten, Frauen, Kliniken, unser Gesundheitssystem und verstand mehr und mehr, wie schwierig es den Frauen gemacht wird, eine wunderschöne Geburt zu erleben.

 

Mit diesem Wissen schrieb ich eines Tages einen Beitrag für eine Gemeinde. Ich erzählte dort mein Zeugnis über meine göttliche Geburt, meine Transformation in eine Mama und den revolutionären Gedanken, dass Jesus für uns alle gestorben ist. Ich ließ den Artikel von jemandem gegenlesen und er wurde im Internet veröffentlicht. Ich war sehr dankbar, dass ich mit diesem

Artikel andere Frauen ermutigen konnte und wartet gespannt auf die ersten Kommentare zu meinem Text.

 

Diese ließen nicht lange auf sich warten. Womit ich jedoch nicht rechnete: Statt Ermutigung empfanden die Frauen Scham und Entmutigung, es bei ihren vergangenen Geburten nicht geschafft zu haben. Sie sprachen es mir ab, in kurzer Zeit mein Mindset zu verändern und eine schmerzfreie Geburt erlebt zu haben.

Boom. Das war ein Schlag für mich. Wollte ich denn nicht genau das Gegenteil?

Meine erste Reaktion war komplett emotional. Ich war wütend und hatte kein Verständnis. Warum sprach man mir mein Wunder mit Gott ab? Wir glauben daran, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, es in der Bibel einen sprechenden Esel gab und Jericho durch Trompeten einstürzte. Aber diese Frauen konnten mir mein Wunder einer schmerzfreien Geburt nicht glauben?

Diese Gedanken durchströmten mich und vernebelten die eigentliche Problematik. Das verstand ich viel später.

 

Viele Frauen sind durch traumatische Geburten gegangen und haben diese nie aufarbeiten können. Wir haben leider ein System, das von uns erwartet zu funktionieren und in dem wir als Frauen oft nicht aufgefangen werden. Mutter sein ist „eine Nebentätigkeit“ und Kinder zu erziehen wird einfach von einem verlangt, ohne dass unser Umfeld sieht, welchen Preis wir Mamas dafür bezahlen. Körperlich, psychisch, karrieretechnisch.

Ich habe begriffen, dass ich anders an dieses Thema herangehen muss. Viel behutsamer. Und viel geduldiger. Es reicht nicht ein kurzer Artikel über dieses Wunder, sondern man muss in einen aktiven Dialog gehen, um heilen zu können.

Körper, Seele und Geist sind eine Einheit. Was ein großes Geschenk von Gott ist, ist der Heilige Geist. Ich denke, wenn wir in unserem Leben getriggert werden, dann spricht oft der Heilige Geist zu uns. Denn das bedeutet, dass etwas nicht aufarbeitet wurde. Er deckt Wunden auf, die sich oft nicht gerade nach Ermutigung anfühlen. Und auch nicht gerade nach etwas Heilsamen. Es können Kleinigkeiten sein oder eben auch große, traumatische, gravierende Erfahrungen, die uns mit Scham zurücklassen.

Dieses Gefühl der Scham lähmt einen Schritte in Richtung Heilung zu unternehmen. Eine Instagram- oder Pinterest-Welt suggeriert einem eine perfekte Welt – dass diese Beiträge inszeniert sind und man nur einen kleinen Ausschnitt aus dem großen Ganzen erhascht, die häufig das komplette Gegenteil zu dem Post ist, rückt dabei völlig in den Hintergrund.

Natürlich vergleichen wir Frauen uns untereinander und fangen an, an uns selbst zu zweifeln, wenn wir das Gefühl bekommen, dass wir es „nicht gebacken“ bekommen.

 

Ich erinnere mich an einen Zeitpunkt nach der Geburt, als unser Baby zwei Wochen alt war. Mein Mann war für zwei wichtige Termine nicht zu Hause.

Meine Freunde bewunderten mich und nach Außen hin sah es so aus, als hätte ich diese drei Tage und Nächte easy mit meinem Neugeborenen gemeistert.

Innerlich war es für mich ein absoluter Albtraum. Ich wusste nicht, wer ich als Mutter bin und kannte dieses Baby noch gar nicht. Ich war überfordert und hatte Angst vor den Nächten, denn in der Dunkelheit schien alles noch viel bedrohlicher.

Diese zwei vollkommen unterschiedlichen Perspektiven über ein- und dieselbe Situation ließen mich aufhorchen. Ich fing an, mit anderen Frauen aktiv in den Dialog zu gehen und erfuhr, dass hinter ihrer vermeintlichen Entspanntheit oft ganz viel Selbstbeherrschung oder Verzweiflung lag. Was uns gut tat, war offen darüber zu sprechen. Dinge zu benennen und anzuerkennen. Dasselbe wünsche ich mir bei dem Thema Geburt. Denn wo nicht gesprochen wird, kann es auch keine Veränderung geben. Wo alles ertragen wird, kann kein Wachstum stattfinden.

Mir ist auch bewusst, warum gerade das Thema Geburt in der Gesellschaft als ein so schwieriges Tabuthema angesehen wird. In der Schule habe ich außer im Biologie Unterricht in der neunten Klasse nie etwas zum Thema Geburt oder Schmerzwahrnehmung gehört. Es wurde nie über Elternschaft oder Ähnliches gesprochen. Ich habe einen Füller- und Fahrrad Führerschein in der Grundschule machen müssen, musste aber als Erwachsene nie einen Kurs belegen, der mich in die Elternschaft einführt.

 

Wir Mütter bzw. Eltern können unsere Kinder in all diesen Themen prägen. Wie soll denn eine Tochter mit einem Vertrauen zu sich und zu Geburten aufwachsen, wenn sie von ihrer Mutter und ihrem Umfeld immer gesagt bekommt, wie schwierig und schmerzhaft ihre Geburten gewesen

sind? Ich möchte niemandem eine traumatische Geburt absprechen, aber es ist ein großer Unterschied, ob man einen innerlichen Frieden hat oder immer noch Wunden davon trägt.

Ich möchte meine Kinder in dem Wissen erziehen, allgemeingültige „Wahrheiten“ zu hinterfragen und sich auf die (oft auch unbequeme) Suche bei und mit Gott zu machen. Denn wir Frauen haben die Möglichkeit, eine ganze Generation zu prägen! Wenn wir uns dessen bewusst sind, werden wir mit unseren eigenen Verletzungen, Weltanschauungen und den Dingen, die wir einfach hinnehmen, ganz anders umgehen.

Und genau das wünsche ich mir für jede Frau. Wir können beim ersten Schritt in eine Familie anfangen; nämlich bei der Geburt unseres ersten Kindes. Wir dürfen Wunden heilen lassen, wir dürfen Hilfe annehmen und egal wie lange her diese Geburt stattgefunden hat, wenn der Heilige Geist uns „triggert“ ist, spätestens dann die Zeit, diese Wunden von Gott heilen zu lassen, damit wir eine starke Generation prägen dürfen.

 

Denn das ist es, was Gott sich für uns wünscht. Starke Frauen, die ihre Wunden und Verletzungen heilen lassen dürfen oder im Vorhinein Stärke in ihm zu tanken und Verheißungen anzunehmen und in dem Bewusstsein leben, nie tiefer als in Gottes Hände zu fallen.

Sei gesegnet,
Rabea

 

Rabea ist Gründerin von itsyourseason. Ihr Herz schlägt dafür, Frauen und Familien zu ermutigen und sie zu befähigen, göttliche Wahrheiten anzunehmen und zu leben. Sie kreiert und produziert Produkte rund um das Thema Geburt. Das Set zur Schwangerschaft kannst du bei ihr kostenlos bekommen.

Mit unserem Onlinekurs zur christlichen Geburtsvorbereitung lernst du all die Lügen über Geburt zu entlarven und mit göttlichen Wahrheiten zu füllen, damit du eine WUNDERvolle Geburt in Gottes Gegenwart erleben kannst.

 

Du hast auch etwas zum Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt oder Elternsein zu sagen? Wir sind immer auf der Suche nach ermutigenden Beiträgen und freuen uns, von dir zu hören!

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