Feste feiern – Begegnung leben!

Von Anne Gorges.

Im Hintergrund hört man Geschirr klappern. Ich schmeiße eine bunte Tischdecke auf unseren Esstisch, in der Hoffnung, dass sie wenigstens die ersten paar Minuten unversehrt bleibt. Die Kinder stolpern mit Gläsern und Besteck hinterher, während lauthals gestritten wird. Ein paar Blumen werden gleich wieder abgeräumt, weil der Platz nicht reicht. Eine Schüssel fällt zu Boden, Scherben und Soße verteilen sich überall im Esszimmer. Während mein Mann Besen und Wischer holt, halte ich das Baby davon ab, darin zu panschen. Es ist laut, es ist chaotisch und genau so, wie es sein soll!

Seit ein paar Jahren feiern wir uns als Familie durchs Kirchenjahr. Ursprünglich war ich einfach auf der Suche nach einer Möglichkeit, meinen Kindern auf positive Weise den christlichen Glauben weiterzugeben und bin dabei eher zufällig übers Feiern gestolpert. Niemals hätte ich damit gerechnet, darin so viele Schätze zu entdecken und dass das unsere Glaubensleben so nachhaltig prägen würde!

Ein paar Jahre und drei Kinder später feiern wir uns immer noch durchs Jahr. Von Advent bis zum Ewigkeitssonntag, mit reich gedecktem Tisch und mehr Chaos, als mir lieb ist.

Zwischen fleckigen Tischdecken und Glasscherben da ist das Feiern für uns als Familie zu einem ganz besonderen Begegnungsort geworden.

 

1. Im Feiern begegnen wir unserem Glauben

Ich liebe es, das Kirchenjahr mit all seinen unterschiedlichen Festen zu entdecken. Hier begegnet mir mein Glaube in all seinen Facetten. Und mehr noch! Wenn man genau hinschaut, merkt man, dass das Kirchenjahr alle wichtigen Glaubensthemen aufgreift. Jahr für Jahr setzten wir uns dadurch mit den „Basics“ unseres Glaubens auseinander und haben die Gelegenheit, zusammen mit unseren Kindern unseren Glauben immer besser kennenzulernen.

Zwischen Ostern und Weihnachten hören wir von einem Gott, der Mensch wurde, der starb und aufersteht. Wir feiern einen Gott, der zu uns kommt und der heute noch lebt. Aber auch die weniger bekannten Feiertage wie Pfingsten oder Himmelfahrt haben ihren festen Platz.

Genauso wie die schweren Themen, die zu meinem Glauben und Leben dazugehören, aber bei denen es mir immer so schwergefallen ist, einen Anhaltspunkt zu finden, um mit den Kindern darüber zu sprechen. So schenkt uns Karsamstag die Gelegenheit, über unerhörte Gebete und einen schweigenden Gott nachzudenken und am Ewigkeitssonntag setzten wir uns ganz bewusst mit dem Tod auseinander und denken an die Menschen in unserem Leben, die wir verloren haben.

Und das Schöne dabei: Ich muss nicht gleich im ersten Jahr alles perfekt erklärt oder verstanden haben. Denn wie sich die Feste jedes Jahr wiederholen, so darf ich jedes Jahr ein bisschen tiefer eintauchen. Das nimmt mir ganz viel Druck.

 

2. Beim Feiern begegne ich mir selbst

Beim Feiern bin ich willkommen, so wie ich bin. Mit all meinen schönen und weniger schönen Seiten. Mit meiner Geschichte, Erlebnissen, meinen Fragen und Zweifeln.

Manchmal schenkt mir ein Fest Antworten auf Fragen, die mich beschäftigen, manchmal lehrt es mich auch das Schweigen auszuhalten.

Das Feiern lässt mich mitten im Alltag innehalten und schenkt mir Gelegenheit, mich mit dem auseinanderzusetzen, was ich glaube. Wo komm ich her? Wo gehe ich hin? Wie will ich leben? Und was glaube ich? Es schenkt mir Zeiten, in denen ich mich bewusst mit mir und meinem Glauben auseinandersetzten kann, Zeit, die mir im hektischen Alltag oft fehlt.

Und auch meine Kinder dürfen mit ihrem Glauben an diesem Tisch Platz nehmen. Hier geht es nicht um richtige Antworten oder auswendiggelernte Phrasen, sondern einen Begegnungsort zu haben, wo sie zu allererst willkommen sind. Ganz praktisch heißt das eben auch, dass manche Feste nicht so „funktionieren“, wie ich mir das im Voraus vorgestellt habe. Oft hat mindestens ein Kind keine Lust zuzuhören und bei unserem ersten Erntedankfest wurden die Zwiebeln vom Erntetisch geklaut und durchs Wohnzimmer gekickt.

 

3. Im Feiern begegnen wir einander

Aber nicht nur mir selbst, im Feiern begegnen wir auch einander. Zusammen feiern schweißt zusammen. Es schafft schöne und bleibende Erinnerungen, stiftet Gemeinschaft und ermöglicht miteinander ins Gespräch zu kommen. Wie sehr wünsche ich mir, mit meinen Kindern über meinen Glauben zu reden und wie schwierig finde ich es oft im Alltag einen guten Anhaltspunkt (oder genug Zeit) dafür zu finden.

Das Feiern schenkt uns nicht nur eine gemeinsame Zeit, sondern öffnet auch Gelegenheit und Raum für Fragen und Geschichten. Durch ganz konkrete handfeste Dinge, die man sehen, schmecken und anfassen kann – wie beispielsweise unser Osterweg, schaffen wir Gelegenheiten, um unseren Glauben zu entdecken und darüber ins Gespräch zu kommen.

Und ich liebe es, dass wir uns beim Feiern gemeinsam auf Entdeckungsreise machen. Hier komm ich zusammen mit meiner Familie als Fragende, als Hungrige, als eine die Antwort und Begegnung sucht.

Und das ist auch das Besondere daran, dass feiern eben nur in Gemeinschaft funktioniert.

 

4. Im Feiern begegnen wir Gott

Wusstest du, dass Gott es liebt zu feiern? Und dass er es war, der sich die ganze Sache mit den Festen ausgedacht hat? Noch bevor er seinem Volk die Gebote gibt, schenkt er ihnen einen Feiertag-das Passahfest. Im Feiern soll sich sein Volk daran erinnern, wer sie sind. Ein auserwähltes Volk, das aus der Sklaverei befreit wurde.

Und das ist auch das, was ich am Feiern am meisten liebe: im Feiern begegnet mir Gott. Manchmal laut und manchmal leise. In Gebeten, kleinen Liturgien, in gutem Essen, Gemeinschaft oder der Stille. Das Feiern erinnert mich daran, dass es Gott selbst ist, der uns immer wieder an seinen Tisch einlädt, um ihn dort zu treffen.

Und das ist auch der Grund, warum ich es so sehr liebe, zusammen mit meinen Kindern zu feiern. Ich decke den Tisch und erzähle Geschichten.

Weil ich hoffe und glaube, dass dort an diesem Tisch Jesus längst auf uns wartet.

 

Anne Gorges ist Gemeindepädagogin, Autorin und Mama von drei Kindern. Auf ihrem Blog Kleine Weggedanken und Instagram macht sie sich auf die Suche nach Glauben mitten im Alltagschaos.

Im Sommer ist ihr Buch: „Wir feiern uns durchs Jahr – als Familie das Kirchenjahr entdecken“ erschienen, mit dem sie Familien vor allem eins machen will: richtig Lust aufs Feiern!

 

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