Fehlgeburt – was sagen?

Von Angelika (@angelikas.kleine.welt) und Tabea Wurster.

Ich kenne mittlerweile mehr Paare, die den Tod ihres eigenen Kindes erleben mussten, als Paare, die das noch nicht erlebt haben. Sein eigenes Kind zu verlieren ist hart, egal wie alt es war. Denn wir sind schon Mama und Papa ab dem Zeitpunkt, an dem sich Ei und Samen verbinden. Deshalb kann sich meiner Meinung nach diesem Thema keiner entziehen. 

Doch es ist oftmals gar nicht so einfach, anderen Paaren zu begegnen, die das durchmachen müssen. Ausgesucht hat es sich sicher niemand, so viel steht mal fest. Auch mir fehlen in solchen Momenten oft die Worte. Deshalb finde ich es mega hilfreich, wenn wir uns mit dem Thema beschäftigen und uns überlegen, was wir sagen könnten und was auch nicht. Denn nicht allzu selten kommt es vor, dass unsere Kommentare sogar das Gegenteil wie Anteilnahme und Unterstützung auslösen und die Person sich danach sogar noch schlechter als davor fühlt.

Auf dem Instagramprofil von Angelika hat sie gemeinsam mit ihrer Community eine Liste erstellt, was Paaren nach einem Verlust weiterhilft, aber auch eine Liste, was man nicht sagen sollte. Diese lässt sich natürlich nicht pauschal auf jede Situation und jedes Paar anwenden, denn wir Menschen sind alle unterschiedlich und das ist auch gut so. Aber es ist ein sehr guter Anhaltspunkt. Ich freue mich, dass wir sie nun gemeinsam hier veröffentlichen können. 

 

Also was sagen, wenn man nichts sagen kann.
Wenn einem die Worte fehlen? 

Es muss nicht viel gesagt werden. 
Gemeinsam weinen. 
Gemeinsam schweigen. 
Da sein. 
Und Trauer und Schmerz er- und mit-tragen können. 
Das kann nicht jeder. 
Und das ist auch voll okay. 
Niemand erwartet es. 

Manchmal reichen immer wieder gesagte Sätze und geschriebene Nachrichten. Wochen, Monate und Jahre später! Und im Gespräch dürfen es auch mal solche Sätze sein. Wichtig! Nicht zwischen Tür und Angel sondern in einem geschütztem sicheren und sensiblen Ort.

  • ich denk an dich/euch

  • Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Alles scheint falsch zu sein. 

  • Magst du erzählen, wie es dir gerade geht? 

  • Magst du mir erzählen, was passiert ist?

  • Ich bin immer für dich da!

  • Du bist nicht alleine.

  • Wir weinen mit euch.

  • Ich hätte euer Kind so gerne aufwachsen sehen

  • Ich bin für dich da, wenn du reden möchtest 

  • Ich habe keine Worte für das Leid, das euch getroffen hat

  • Ich trauere mit dir/euch

  • Mir fehlen die Worte

  • Magst du erzählen wie er/sie aussah (kein ES!)

  • Du darfst traurig sein. Du hast jedes Recht dazu

  • Jede Träne darf geweint werden

  • Ihr habt einen schönen Namen ausgesucht 

  • Du bist eine Mama/Papa und sie/er ist euer Kind

  • Ich bin da, auch wenn du nur schwiegen willst

  • Wenn du dich bereit fühlst zu erzählen, dann bin ich da 

  • Er/sie wird immer Teil der Familie sein

  • Darf ich dich in den Arm nehmen 

  • Ich höre dir zu 

  • Du musst gar nichts 

  • Du darfst trauern und niemand hat das recht, dir etwas vorzuschreiben 

  • Euer Kind schaut mit Freude auf euch und freut sich auf ein gemeinsames Wiedersehen 

  • Ich zünde eine Kerze an 

  • Soll ich euren Kühlschrank vollmachen? Welche Getränke soll ich besorgen? 

  • Ihr werdet euch wiedersehen 

  • Es tut mir Leid, mit fehlen die Worte 

  • Ich kann mir deinen Schmerz nicht vorstellen aber ich halte ihn mit dir aus 

  • Wir müssen nicht reden, zusammen weinen ist auch voll okay 

  • Alles in deinem Tempo

  • Wenn ich den Marienkäfer/Amsel/Stern sehe, dann muss ich immer wieder an sie/ihn denken 

  • Jahre später: ich denk immer noch immer wieder an dein Baby/Kind 

  • Magst du mir Bilder zeigen? 

  • Magst du erzählen wie er/sie ausgesehen hat?

  • Wie war es sie/ihn zu halten?

Habe den Mut zu fragen 🤍
Auch Jahre später. 
Die meisten Frauen, die einen Verlust erlebt haben möchten reden. 
Und wenn nicht, dann ist es auch okay. 
Es war ist und bleibt ihr Baby. 
Heute.
Morgen.
Immer.

Folgende Sätze mussten sich Frauen, aber auch Männer nach Verlust anhören. Und tun ganz viele mit Sicherheit immer noch. Nach Fehlgeburten. Nach Totgeburten. Nach Verlust eines geliebten Kindes. Nach dem Tod von geliebten Familienangehörigen. 

Sätze, die man nach Verlust nicht hören möchte: 

  • ihr seid ja noch jung 

  • Ihr könnt noch ein Kind machen (niemand weiß, wie schwer es war überhaupt schwanger zu werden. Kiwu. Krankheiten…. )

  • Alles passiert aus einem Grund (Betroffene hat sowie schon Schuldgefühle. „Bin ich der Grund?“)

  • Ich könnte nicht so stark sein (Betroffene hat Depressionen und suizidale Gedanken)

  • Besser früher als später 

  • Vielleicht war es behindert

  • Es war noch kein richtiger Mensch (oh doch! Ein perfektes Wunder. Auch wenn einige Zentimeter klein. Alle Finger und Zehen dran!)

  • Ich weiß, wie du dich fühlst

  • Du musst nach vorne schauen 

  • Du musst doch endlich mal los lassen

  • Du sollst dankbar sein

  • Es war bestimmt krank

  • Beim nächsten Mal geht alles gut (gibt es dafür eine Garantie?)

  • Es gibt schlimmeres 

  • Sei doch zufrieden mit dem was du hast 

  • Wer weiß, was euch erspart geblieben ist 

  • Es wird einen Sinn haben 

  • Stell dich nicht so an, das passiert so vielen Frauen

  • Das wird schon wieder 

  • Die Zeit heilt Wunden 

  • Geht es dir endlich besser?

  • Du trauerst immer noch? (Bin ich falsch?)

  • Jetzt ist aber mal gut!

  • Dein Baby ist an einem besseren Ort (ist es bei mir nicht gut genug?) 

  • Die Natur sortiert eben aus und regelt 

  • Mit euch will ich nicht tauschen 

  • Es wird einem „nur“ so viel auferlegt wie man tragen kann (keine andere Wahl!)

  • Das Leben geht weiter (ja. Das geht es, aber ich bin gefühlt stehen geblieben) 

Es gibt nicht die Regel, was man sagen soll. Und ich verstehe, wenn es sehr schwer fällt die richtigen Worte zu finden. Und meine Absicht ist es nicht, dass man Angst hat etwas Falsches zu sagen sondern eben solche oben genannten Sätze nicht. 

In solchen Situationen möchte man keine wohl gemeinten Ratschläge hören. Keine Sätze, die zusätzlichen Schmerz verursachen. 
Man will nicht getröstet werden, sondern gesehen. 
Im Schmerz. 
In der Trauer. 

Es gibt sicher noch viel mehr. Diese Liste wird wohl nie vollständig sein.

Ich habe selbst schon einige dieser Sätze gesagt. Unwissend, dass sie sich einfach nicht gehören. 
Wir dürfen lernen sensibel zu sein. 
Nicht alles zu kommentieren. Zu analysieren. Lasst uns da sein. Gemeinsam (er)tragen. 
Wir können die Situation nicht ändern. 
Und auch nicht kleinreden, was man gerne tut, um nicht mit dem Schmerz konfrontiert zu sein.

 

Angelika ist Mama von drei Kindern. Eins an der Hand und zwei bei Gott, die jeweils in der 34. SSW still geboren wurden. Auf ihrem Instagram-Account nimmt sie dich in ihren Alltag mit und schließt dabei ihre Gefühle nicht aus. Von Beruf ist sie Hebamme.

Tabea Wurster ist die Gründerin von Kinder des Königs. Auf der Seite Über uns erfährst du mehr über Tabea, ihre Vision und wie dieses Portal entstanden ist. Und natürlich ist das alles noch lange nicht so ausführlich, wie sie es sich vorstellt, aber auch das ist ein weiterer Punkt auf ihrer ToDo-Liste, der irgendwann zu seiner Zeit erledigt wird.

 

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