Unsere Kinderwunsch-Story

Von Judith.

Die Sonne scheint warm. Um mich herum sitzen Menschen, die ihren Kaffee und die ersten sommerlichen Tage genießen. Direkt vor mir, eine Unterhaltung zweier Mamas und ihr Neugeborenes. Noch vor einem Jahr hätte das Gespräch einen Stich in meinem Herzen hinterlassen. Aber heute darf ich über meinen Bauch streichen und spüre die Bewegungen unseres kleinen Wunders. Ich glaube hinter den meisten Schwangerschaften steht eine Story, die aber nur wenige Menschen kennen. Ich möchte dir heute einen kleinen Teil unserer Story erzählen:

Mein Mann und ich arbeiten für ein christliches Werk und in einer christliche Bubble mit Ü 30 und ohne Kinder ist es nicht einfach. Man passt einfach nicht ins System. 😉

In den Jahren, in denen mein und unser Wunsch immer größer wurde, aber sich keine Schwangerschaft einstellen wollte, hat mir geholfen darüber zu sprechen. Da waren viele ehrliche Gespräche mit meinem Mann, mit Tränen und vielen Gebeten. An meiner Seite hatte ich gute Freundinnen, mit denen ich mein Leben teilen darf. Aber auch Frauen, die neue zu Freundinnen wurden, weil uns das Thema „Unerfüllter Kinderwunsch“ verband.

An einem Sonntag auf dem Weg zum Gottesdienst, erzählt mir mein Mann von einer Freundin, mit der ich das Thema teilte und starke Gespräche hatte, dass sie ein Kind erwartet. Ich kann dir sagen, bei mir war keine Freude. Da war Enttäuschung, Trauer und Wut, aber keine freudige Anteilnahme, kein Feiern dieses Wunders. Dabei wollte ich doch nie so eine Frau sein! Eine Frau, die sich nicht für andere freuen kann und ihre Siege nicht mitfeiert. Dafür schämte ich mich im gleichen Moment.

In der Kirche angekommen erfuhr ich, dass ausgerechnet an diesem Sonntag eine „Kindersegnung“ stattfand. Aber es wurde nicht nur ein Kind, sondern 5 Kinder gesegnet und Gott für das Wunder von neuem Leben gedankt.

Während die eine Familie die Bühne verließ und die nächste hoch ging, sangen wir mit der Band den Refrain eines Liedes: „Gott DU bist SO gut, du bist SO SO gut zu mir...“

Ich stand in der ersten Reihe, schaute zu den Familien und der begeisterten Band nach oben und Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich konnte und wollte nicht mitsingen. Im Stillen sagte ich zu Gott: „Ist das dein Ernst? Ausgerechnet heute diese Segnung? Warum kümmerst du dich um alle, aber nicht um mich? Und wenn du es nicht möchtest, dass wir diese Art von Familie haben, dann nimm mir wenigstens den Wunsch aus meinem Herz, so dass ich mich für andere wieder frei freuen kann.“

Nach dem Gottesdienst machten mein Mann und ich eine Wanderung durch den wunderschönen Schwarzwald. Er weiß eben, was mir in solchen Momenten guttut. 😊

Am Ende der Tour standen wir auf einem Turm und konnten über den Wald schauen.

Kennst du diese Momente, wenn dein Körper aufatmet, noch bevor es die Seele tut? Der Blick in die Ferne half mir, weg von mir zu sehen und ich atmete tief durch. Plötzlich kam ein warmer Wind auf, den ich auf meinem Gesicht spürte. Da wusste ich, dass Gott mir gerade hier begegnete. Er machte mir keine Versprechen, dass wir noch Eltern werden würden und schickte mir keinen göttlichen Zeitplan vom Himmel. Aber er begegnete mir und sprach mir zu : „Ich sehe dich, mit aller Wut, Frust und Enttäuschung. Glaube weiter. Lass mich nicht los. Ich sehe dich mit deiner Geschichte und ich kenne deine Zukunft. Vertrau mir!“

Diese Gottes-Begegnung hat mich tief berührt und ich werde sie wahrscheinlich nie vergessen. Auch ohne eine Zusage auf Veränderung, ging ich zutiefst ermutigt die Stufen dieses Turms wieder nach unten.

Einige Wochen später hatten wir ein Gespräch mit unserer Ärztin und sie informierte uns über verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Wir wollten uns einige Wochen Zeit nehmen, um zu überlegen, wozu wir bereit sein könnten.

Drei Tage später hielt ich meinen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Eine Spontanschwangerschaft. War für ein Wunder, ein Geschenk.

Ich weiß, dass diese Stories mit einem „Happy End“ immer die sind, die wir am liebsten erzählen. Ich wünsche mir Orte, an denen alle Geschichten ihren Platz finden und ich wünsche dir, egal an welchem Punkt deiner Geschichte du gerade stehst, dass du diesem Gott begegnest. Ich habe erlebt, dass ihm zu begegnen, nicht die Umstände verändern muss, aber sie können dich verändern. Er sieht dich mit allem, was du mit dir trägst und er möchte mit dir in die Zukunft gehen. Trau dich! Er ist das Beste, was dir passieren kann.

 

Judith ist Mitgründerin des Projektes GROW together und arbeitet bei der Liebenzeller Mission. Ihr Herz schlägt für Frauen, sie zu empowern und anzufeuern ihre nächsten Schritte zu wagen.

 

Du hast auch etwas zum Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt oder Elternsein zu sagen? Wir sind immer auf der Suche nach ermutigenden Beiträgen und freuen uns, von dir zu hören!

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Worte haben Macht – heute mal ganz allgemein