Interview mit Ira Schneider, Paarberaterin

Ich habe mit euren Fragen ein Interview mit der Paarberaterin Ira Schneider geführt. Ich freue mich sehr, dich nun an ihren Antworten teilhaben zu lassen. Ira ist nicht nur Paarberaterin für Paare in allen Lebenslagen, sondern sie schreibt auch viele Artikel für bekannte Magazine und jetzt auch für uns.

Kinder des Königs:
Ira, oftmals leidet einer in der Beziehung mehr am Kinderwunsch, als der andere. Dabei ist meist die Frau mehr in dem Strudel der Gefühle drin, als der Mann, da sie es ist, die eben jeden Monat mit ihrem eigenen Körper erlebt, ob es klappt oder nicht. Manchmal leidet aber auch der Mann mehr darunter. Welche Tipps hast du für uns, wenn wir als Paar da an so verschiedenen Stellen stehen. Und wie verliert man sich als Paar nicht in dieser Zeit, sondern kann es sogar als Chance nutzen, um als Paar zu wachsen?

Ira Schneider:
Ich glaube in solchen stürmischen Zeiten brauchen Paare Oasenzeiten, sprich kleine Miniinseln, in denen sie sich im Alltag zurückziehen können und einander die volle Zuwendung schenken können. Hier kann es helfen sich gegenseitig eine einfache Frage zu stellen: Wie voll ist dein Liebestank von einer Skala von 1 bis 10? Es ist eine kleine Standortbestimmung, die Einblick darüber schenkt, was für den anderen jeweils in letzter Zeit bedeutsam war. Das wäre ein kleiner Weg von vielen als Paar im emotionalen Kontakt zu bleiben.  

Ich glaube zusätzlich mitten in der Not noch ,,wachsen zu müssen“, kann auch Druck auslösen. Ich glaube das Wichtigste ist, sich viel Raum zu schenken und den Schmerz des Einzelnen und den Gemeinsamen zu halten, ihn zu fühlen, ihn zu betrauern und auch die gemeinsame Wut zu spüren. Auf dieses Gefühlskarussell gemeinsam und nicht alleine aufzusteigen, kann viel Verbindung und Verbundenheit herstellen.

Kinder des Königs:
Dazu passt die nächste Frage ganz gut dazu, denn man durchlebt ja nicht nur in der Kinderwunschzeit schwierige und anstrengende Phasen. Wie kann man in oder nach dieser Zeit wieder in eine tiefere Verbindung kommen?

Ira Schneider:
Gerade Paare, die in der Kinderwunschklinik waren, haben oft viele Hormone zu sich nehmen müssen, teilweise schmerzvolle Wüstenzeiten hinter sich und spannungsreiche Wartezeiten durchlebt. Gleichzeitig kann es sein, dass es gut tun kann, auch über andere Themen wieder ins Gespräch zu kommen. Es kann für Paare wohltuend sein, sich eine Auszeit zu erlauben, einander wieder in den Fokus zu nehmen und sich zu genießen. Es kann auch hilfreich sein sich daran zu erinnern, weshalb man ausgerechnet mit seinem Partner/seiner Partnerin ein Kind will oder wollte und nochmal neu den Charakter des anderen zu bewundern und sich gegenseitig Anerkennung zu schenken. Ein Paar braucht ein gemeinsames Drittes. Und die Frage ist, ob es ein zusätzliches sinnstiftendes Projekt als Paar gibt, das neue Kraft schenkt und den Alltag erweitern kann.

Kinder des Königs:
Oder was kann man tun, wenn es in der Beziehung „schlecht“ läuft, aber nur einer das als Problem wahrnimmt und der andere keine Hilfe von außen annehmen möchte? Wie lange sollte der eine „leiden“ bzw. aushalten?

Ira Schneider:
Eine Antwort, wie lange ein Leid ausgehalten werden soll, fällt mir schwer und steht mir nicht zu. Jeder von uns hat eigene Erlebensmuster und andere Bewältigungsimpulse. Diese unterschiedliche Wahrnehmung ist besonders schmerzhaft. Ich würde bei dem Teil, der die Not verkennt, diese leugnet und von sich fernhält von einer abgewehrten Konfliktwahrnehmung sprechen. Es kann sein, dass ein Paarbereich als zufriedenstellend betrachtet wird, den der andere Teil als schwierig empfindet. Was aber spätestens die Alarmglocken läuten lassen sollte, ist, die Betroffenheit darüber, dass der andere leidet. Wenn ein Teil leidet, ist die Paarbeziehung in der Schräglage. Diese zu leugnen, verstärkt den Leidensdruck noch viel mehr. Oftmals ist es der tiefe Wunsch von der anderen Seite, das innere Anliegen endlich validiert zu bekommen. Es geht ums Gesehen werden und ums Verstanden werden.

Wichtig ist, dass diese Einsamkeit und dieses gegen Wände laufen, nicht alleine passieren muss. Betroffene haben die Möglichkeit sich in diesem Fall psychologische Einzelberatung oder Seelsorge zu suchen. Dann kann überlegt werden, wie Betroffene in diesem Fall gut für sich selbst sorgen können.

Kinder des Königs:
Oftmals kommt es in unseren Beziehungen zu ungleichmäßigen Verteilungen, zB arbeitet der eine mehr als der andere, der eine übernimmt mehr Aufgaben im Haushalt oder man pflegt einen unterschiedlichen Umgang mit Geld, die Liste könnte man noch ewig weiterführen. Wie kann man solche ungleichmäßigen Verteilungen in einer guten Art und Weise besprechen, ansprechen, einteilen oder verändern, ohne, dass sich einer übergangen fühlt?

Ira Schneider:
Ich glaube, dass es Visualisierung braucht! Am besten schnappt man sich einen Notizblock mit Klebezetteln und notiert gemeinsam alles, was gemacht werden muss. Erst dann, wenn etwas Unsichtbares sichtbar gemacht wird, liegt es im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Tisch und kann besprochen werden. Gemeinsam kann dann ausgehandelt und angesprochen werden, womit sich alle wohl fühlen: Was fällt an? Wer übernimmt was? Welche Stärken, Vorlieben und Ressourcen haben wir? Was können wir auslagern? Was kann auch eine Weile mal links liegengelassen werden?

Kinder des Königs:
So wertvoll, dass du als christliche Paarberaterin unterwegs bist, was für Tipps hast du für uns, unsere Ehen Jesus-zentrierter zu führen und was können wir tun, wenn nur einem von beidem das wichtiger ist?

Ira Schneider:
Ich glaube ein besonders Vorrecht ist es, dass wir den Segen Gottes für uns in Anspruch nehmen können. Das heißt auch; wir können vor Augen behalten, dass der andere ein Kind Gottes ist. Wir können den anderen mit Gottes Liebe segnen. Wir können zusammenkommen und ein Gebet sprechen und uns über unsere Gottesbeziehung austauschen, gemeinsame Werte bestimmen, Gott fragen, welche Visionen er uns als Par schenkt und ihn aktiv fragen, welchen Beitrag wir als Paar leisten können. All das ist möglich.

Aber du hast Recht! Nicht immer ist das Feuer für den Glauben auf beiden Seiten gleichermaßen verteilt. Auch hier gilt Lernen am Modell: Den anderen liebevoll und respektvoll behandeln. Wenn der andere selbst nicht aktiv ins Glaubensleben investiert, muss der andere Teil der Beziehung sich davon nicht abhängig machen. Dieser kann voranschreiten und zumindest davon erzählen, was er oder sie gerade mit Gott erlebt und vielleicht einen neuen Hunger wecken.

Kinder des Königs:
Vielen Dank, liebe Ira, dass du dir Zeit genommen hast unsere Fragen zu beantworten. Wie kann man dich erreichen, wenn man mehr von dir wissen oder deine Hilfe in Anspruch nehmen möchte?

Ira Schneider:
Da gibt es verschiedene Wege. Ich biete sowohl psychologische Einzelberatung als auch Paartherapie an. Wer möchte, kann Paargespräche auch im Tandem mit meinem Mann in Anspruch nehmen. Der wohl klassischste ist per Mail (Euer-Paarcoaching@web.de) oder über die Sozialen Medien @ira.schneider_ .

Das Interview führte Tabea, Gründerin von Kinder des Königs mit ihr. Die Fragen sind aus einer Instagram-Umfrage entstanden.

 

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