Möchtest du vor dem Kreuz stehen und staunen, oder möchtest du Nachfolgerin sein?

Von Nike Rodrigues.

Ich bin erstaunt über uns Christinnen. Über mich selbst, über die Kirche.

Wir lieben Jesus, wir haben ihn als Erlöser angenommen. Hunderte Male proklamiert:

Ich gebe dir mein Herz
und alles was ich bin
um deinetwillen, Herr leg ich alles vor dir hin.
Das was ich mir erträum was meine Rechte wärn,
ich gebe alles auf,
für ein neues Leben, Herr.
Mein ganzes Leben
geb ich dir, geb ich dir.
(Mein ganzes Leben, Interpret: Andreas Volz)

Und dann werden wir schwanger. Und laufen zum Gynäkologen. Suchen eine Hebamme. Ja, wir beten auch für unser ungeborenes Baby und wir segnen es. Wir beten für eine gute Geburt. Wir sind Gott dankbar für das Wunder, das er in unseren Leib gesetzt hat. Aber das ist Beiwerk. Neben all der anderen Dinge:
Termine bei der Frauenärztin, Kinderwagen aussuchen, Erstgespräch mit der Hebamme, Gebet, Elterngeldantrag.

Ich möchte nicht sagen, dass eines dieser Dinge schlecht ist. Aber ich möchte sagen, dass echte Nachfolge ganz anders aussieht.

In den Gesprächen, die ich mit Frauen habe, mache ich folgende Erfahrung: Als Christinnen bleiben wir oft überwältigt und auch in echter Dankbarkeit vor dem Kreuz stehen. Wir staunen über diese unfassbare, aufopfernde Liebe, die Jesus uns ganz persönlich am Kreuz gezeigt hat. Wir nehmen sie an. Und oft verharren wir darin. Es ist genau meine Geschichte und es ist die Geschichte von vielen Frauen, mit denen ich mich in den letzten Monaten und Jahren unterhalten habe.

Wenn man sich die Bibel genau anschaut, ist das Kreuz zwar ein wichtiges Thema, das gepredigt wurde, aber das zentrale Thema ist ein anderes.
Jesus selbst predigte es am intensivsten: Die Botschaft vom Reich Gottes. Paulus predigte darüber, Johannes der Täufer predigte es ebenfalls. Die Liste ist lang und es zeigt, dass es nicht ausreicht am Kreuz zu verharren.
In Jakobus 2,26 heißt es: „Genauso nämlich, wie der Körper ohne den Geist ein toter Körper ist, ist auch der Glaube ohne Taten ein toter Glaube.“
Das, was unseren Glauben lebendig macht, ist, dass wir ihm Taten folgen lassen.

 

Das Kreuz anzunehmen, ist nicht das gleiche wie Nachfolge zu leben

Viele Frauen gehen mit dem Gedanken in den Kreißsaal, dass Gott sie begleitet. Dass er ihnen helfen wird. Sie beten auch für eine gute Geburt. Viele Frauen gehen aus dem Kreißsaal und sind traumatisiert. Sie fühlen sich von Gott verraten und verlassen und hadern mit ihm. Ich kenne Frauen, die noch mit Mitte 60 nach einer Antwort suchen, was bei der Geburt ihres Kindes eigentlich schieflief und wie Gott das zulassen konnte, obwohl sie ihm doch vertraut haben.

Ich möchte dir Mut machen: Es ist so viel mehr möglich, als du momentan für vermutest, wenn du im Bereich Geburt in die Nachfolge gehst. Aber es reicht nicht aus, das Kreuz zu kennen und angenommen zu haben. Nachfolge bedeutet so viel mehr.

 

Gottes Bild von Geburt ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit komplett anders, als das Bild, das du davon hast!

Oftmals leben wir so sehr in dieser Welt, dass uns überhaupt nicht bewusst ist, wie geprägt vom Weltlichen unser Denken wirklich ist. Die Art und Weise, wie wir in die Kreißsäle stolpern und die Verantwortung an die Medizin abgeben, ist kein Zeugnis für Nachfolge, sondern in erster Linie ein Zeugnis für das Vertrauen auf die moderne Medizin.
Was uns beigebracht wurde, ist, dass Geburt ein Ereignis ist, dass wir hoffentlich einigermaßen gut über die Bühne bringen. Geburt sei ein Prozess, der das hohe Potential birgt, zu sterben. Und vor allem, dass wir unfassbare Schmerzen erleiden müssen. Geburt gehöre nicht in unsere eigenen Hände, denn unsere Körper sind tendenziell zu dick, zu schmal und unsere Babys zu groß und schwer. Wir müssen somit Fachleute zu den Verantwortlichen unserer Geburt machen, denn es wäre viel zu risikoreich, das nicht zu tun. Der intime Akt der Geburt ist am besten aufgehoben in einem medizinisch abgesicherten Rahmen. Es ist ja schließlich ein körperlicher Prozess. Oder etwa nicht?

Wenn wir das Kreuz in konsequenter Weise annehmen, wenn wir die Bibel ernst nehmen und Gott kennengelernt haben, merken wir schnell, dass dieses Bild von Geburt nicht mit einem herrlichen Schöpfergott zusammenpasst. Mit einem treuen Liebhaber. Mit einem Kreuz, das alle Schuld, jede Furcht und jeden Schmerz getragen hat. Es ist ein weltliches Bild.

Es ist pure Gnade, dass Gott mir Begegnungen geschenkt hat, die dieses Bild bei mir ins Wanken gebracht haben. Dass ich nicht vor dem Kreuz verharren musste. Es waren Gespräche mit ungläubigen, spirituellen Frauen, die mich zum Nachdenken gebracht haben und in mir Sehnsucht ausgelöst haben, Gott in meiner Geburt näher kennenzulernen und in die Nachfolge für meine Geburt zu gehen.
Um ehrlich zu sein, finde ich es rückblickend absurd, dass es nicht das war, was ich als Christin ganz selbstverständlich getan habe, weil ich Jesus konsequent nachfolgen will:
Ihm jeden Lebensbereich hinlegen und ihm erlauben, ihn komplett auszufüllen und zu prägen.

Ich möchte einige Dinge mit euch teilen, die Gott mir über Geburt gezeigt hat:
Geburt ist ein absolutes Geschenk Gottes. Gott hat uns gleich zu Beginn der Schöpfung den Auftrag gegeben, fruchtbar zu sein und uns zu vermehren. Dazu hat er uns einen exklusiv weiblichen Prozess geschenkt.
Im Geburtsprozess selbst können wir den Schöpfer desselben erkennen: Er ist unglaublich komplex, hat viele Facetten, er ist als perfekte Choreographie von Hormonen geschaffen, die genau zur richtigen Zeit, dafür sorgen, dass unsere Körper intuitiv das richtige tun. Die Körper des Babys und der Mama sind auf absolut perfekte Art und Weise miteinander verbunden und kommunizieren miteinander. Körper, Seele und Geist sind hochaktiv und unterstützen sich gegenseitig. Die Gebärmutter ist ein atemberaubendes Organ, das Wucht und Zärtlichkeit kennt. Geburt ist sowohl pure Naturgewalt als auch sinnliche, intime Hingabe.  In all dem können wir Gottes Größe und Schönheit erkennen. Geburt ist uns gegeben als ein Akt der Kapitulation vor der Allmacht Gottes. Sie ist ein Grund für Lobpreis und Anbetung aus ganzem Herzen. Sie möchte uns zu Menschen machen, die sich ihrer Kraft bewusst sind. Zu Frauen, die aus der Geburt gehen und sich ihrer innewohnenden Stärke bewusst sind. Die ihre tiefste Kraft kennengelernt haben: Die Freude. Frauen, die dankbarer sind und fähiger zu lieben. Und die, tief geprägt von dem Erleben einer göttlichen Begegnung, weiter in der Nachfolge wachsen.

 

Gott möchte keine Opfer, sondern Nachfolge

Nachfolge kann Angst machen. Und ich weiß, dass dieser Artikel viele triggern wird. Und das ist gewollt. Wenn wir getriggert werden, ist das ein Zeichen, dass wir auf einen versteckten Schatz gestoßen sind, den Gott an die Oberfläche bringen möchte. Das weiß ich, denn ich habe es erlebt. Ganz ehrlich: Auch bei mir gibt es immer noch zu viele Lebensbereiche, in denen ich lieber in Passivität verharre, als es zuzulassen, den ersten Schritt aufs Wasser zu machen, der so viel Mut von jeder von uns abverlangt. Ja, Nachfolge braucht Mut. Denn es bedeutet, all das, was man bisher gedacht oder gelebt hat, loszulassen. All die Dinge, von denen wir uns Sicherheit erhoffen und von denen uns auch immer gesagt wurde, dass sie uns Sicherheit geben. Das ist enorm.

Ich möchte dich an etwas erinnern: Als Gott Abraham mit seinem Sohn Isaak auf den Berg geschickt hat und ihm befohlen hat, seinen Sohn dort zu opfern, da wollte er in Wirklichkeit kein Opfer haben. Sondern ein Herz, das bereit ist zu opfern und Gottes Willen auszuführen. Was Abraham zurückbekommen hat, war die Zusage: „Ich bin nicht einer dieser Götter, die Kinderopfer wollen“ (und davon gab es in dieser Zeit viele!). Gott hat sich Abraham als ein Gott offenbart, dem treue Nachfolge wichtig ist und die Bereitschaft, Gottes Sicht auf Dinge zuzulassen, auch wenn es schwierig ist. Um dann mit einer viel besseren Wahrheit beschenkt zu werden. Gott möchte dich nicht um eine gute sichere Geburt berauben, wenn er verlangt, dass du deine Geburt ihm opfern sollst. Er möchte, dass du seiner Wahrheit über Geburt ins Auge siehst und sie in sein Licht rückst.

Ich wünsche mir eine Generation von Frauen, die in echte Nachfolge gehen. Frauen, die ihre Geburt als einen Aspekt ihres Lebens sehen, in dem sie Gottes Reich repräsentieren. Denn im Endeffekt ist es nur ein Lebensbereich von vielen, den wir als Nachfolgerinnen, die hinter dem Kreuz leben, anstatt nur staunend davor zu stehen, an Jesus abgeben dürfen. Und Spoiler: Nach der Geburt wartet ein Haufen von neuen Lebensbereichen und Themen darauf, ob wir sie aus der Perspektive hinter dem Kreuz betrachten wollen, oder aus der weltlichen, von der wir so sehr geprägt sind.

Ich ermutige dich heute: Gott ruft dich, hinter dem Kreuz zu leben.
Lade ihn ein, dein Denken, dein Fühlen und dein Tun in deiner Schwangerschaft und Geburt zu prägen und vollkommen auf den Kopf zu stellen. Denn im Reich Gottes funktioniert Geburt ganz anders als wir es momentan leben. Nämlich viel besser.

 

Nike Rodrigues ist sechsfach Mama. Drei Kinder leben mit ihr in Süddeutschland, drei leben bereits bei ihrem himmlischen Vater. Ihr Herz schlägt für Geburt aus dem Blickwinkel des Garten Eden und sie möchte Frauen darin bestärken, mutige Schritte der Nachfolge für ihre Geburt zu machen.

Wenn du mehr über ihre Arbeit herausfinden möchtest oder für deine Geburt inspiriert werden willst, dann schau auf Instagram auf ihrem Profil vorbei: @edenbirth_germany

 

Du hast auch etwas zum Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt oder Elternsein zu sagen? Wir sind immer auf der Suche nach ermutigenden Beiträgen und freuen uns, von dir zu hören!

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Gott gefunden zwischen Kinderwunsch und Fehlgeburten